Wie du bei Schilddrüsenerkrankungen gesund Gewicht verlierst

Auch mit einer Schilddrüsenerkrankung ist gesundes Abnehmen möglich – mit dem richtigen Wissen, Geduld und den passenden Maßnahmen.

Viele Menschen, die an einer Schilddrüsenerkrankung leiden, fühlen sich wie in einem Teufelskreis: Trotz gesunder Ernährung und Bewegung will das Gewicht nicht purzeln – oder es geht sogar weiter nach oben. Der Körper scheint sich gegen jede Veränderung zu wehren, und oft ist auch das Umfeld wenig unterstützend, weil die Ursachen unsichtbar sind. Doch keine Sorge: Du bist nicht allein, und es gibt Wege, wie du auch mit einer Schilddrüsenstörung gesund abnehmen kannst. In diesem Artikel findest du fundierte Informationen, praktische Tipps und motivierende Strategien, die dich Schritt für Schritt deinem Wunschgewicht näherbringen – langfristig und nachhaltig.

Was genau macht die Schilddrüse eigentlich?

Die Schilddrüse ist eine kleine, schmetterlingsförmige Drüse im Halsbereich – aber sie hat eine große Wirkung auf unseren gesamten Körper. Sie produziert wichtige Hormone (T3 und T4), die den Stoffwechsel steuern. Diese Hormone beeinflussen fast jede Körperzelle und regulieren nicht nur das Gewicht, sondern auch Herzfrequenz, Körpertemperatur, Verdauung und sogar die Stimmungslage. Wenn die Schilddrüse nicht richtig arbeitet, kann das zahlreiche Prozesse im Körper aus dem Gleichgewicht bringen – auch das Gewicht.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, was zu Gewichtszunahme, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, trockener Haut und Konzentrationsproblemen führen kann. Auch depressive Verstimmungen, Zyklusunregelmäßigkeiten bei Frauen oder ein verlangsamter Herzschlag sind typische Symptome.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Hier ist das Gegenteil der Fall: Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone. Betroffene verlieren oft ungewollt Gewicht, haben Herzrasen, Nervosität, Schlafstörungen und sind häufig überaktiv. Doch nach einer Behandlung – z. B. mit Medikamenten, Radiojodtherapie oder Operation – kann es zu einer Unterfunktion kommen, sodass Betroffene langfristig mit denselben Herausforderungen kämpfen wie Menschen mit primärer Hypothyreose.

Beide Störungen beeinflussen den Energieverbrauch und das Körpergewicht – allerdings auf unterschiedliche Weise. Deshalb ist es wichtig, die eigene Diagnose genau zu kennen, bevor man mit einer gezielten Abnehmstrategie beginnt. Auch Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow können eine Rolle spielen und erfordern spezielle Aufmerksamkeit.

Warum ist Abnehmen bei Schilddrüsenerkrankungen so schwierig?

Gerade bei einer Schilddrüsenunterfunktion scheint der Körper gegen jedes Gramm Gewichtsverlust zu kämpfen. Das liegt nicht an mangelnder Disziplin, sondern an hormonellen Prozessen:

  • Der Grundumsatz ist reduziert, d. h. du verbrauchst in Ruhe weniger Kalorien als gesunde Menschen
  • Der Körper neigt dazu, Wasser einzulagern – was die Waage schnell frustriert
  • Die Muskeln bauen sich schneller ab, was die Fettverbrennung weiter bremst
  • Die Stimmungslage ist oft gedämpft, was sich negativ auf Motivation und Aktivität auswirken kann

Hinzu kommt, dass viele Betroffene unter einem erhöhten Cortisolspiegel durch chronischen Stress leiden – was das Abnehmen zusätzlich erschwert. Und nicht selten wird die Gewichtszunahme mit Selbstvorwürfen verbunden, was das Selbstwertgefühl drückt und in einen Teufelskreis führt.

Diese Faktoren machen es besonders wichtig, mit einem gezielten Plan vorzugehen, der nicht überfordert, sondern unterstützt – mit ganzheitlichem Blick auf Körper und Seele.

Schritt 1: Diagnose und Therapie gehören an erste Stelle

Bevor du etwas an deiner Ernährung oder deinem Lebensstil veränderst, solltest du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt sprechen. Eine genaue Diagnostik (TSH, freies T3, freies T4, ggf. Antikörper) ist unerlässlich. Denn nur mit der richtigen medikamentösen Einstellung – z. B. mit L-Thyroxin bei Unterfunktion – kann dein Stoffwechsel überhaupt richtig arbeiten.

Viele Betroffene bemerken erst nach Wochen oder Monaten einer gut eingestellten Therapie eine spürbare Veränderung. Geduld ist hier wichtig, denn: Ohne hormonelle Balance kann selbst die beste Diät scheitern. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind entscheidend – denn Lebensumstände, Stress oder andere Medikamente können die benötigte Dosis verändern.

Schritt 2: Realistische Ziele setzen und Druck rausnehmen

Setze dir kleine, erreichbare Etappenziele. Statt „10 Kilo in 4 Wochen“ lieber: „1 Kilo pro Monat – dafür nachhaltig und dauerhaft“. Dein Körper braucht Zeit, sich auf die neue Hormonlage einzustellen. Gleichzeitig wird dir jeder kleine Erfolg neuen Schwung geben und dein Vertrauen stärken.

Besonders wichtig: Vermeide Crash-Diäten oder zu starke Kalorienreduktionen. Das bringt deinen Stoffwechsel nur noch weiter aus dem Gleichgewicht. Besser sind langsame, stetige Veränderungen – ganz im Sinne eines gesunden Lebensstils. Akzeptiere, dass dein Weg vielleicht länger dauert – aber dafür deutlich stabiler ist.

Schritt 3: Ernährung – entzündungshemmend und stoffwechselfreundlich

Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung ist bei Schilddrüsenerkrankungen das A und O. Sie hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern kann auch Entzündungen lindern und den Hormonhaushalt stabilisieren. Gerade bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden.

Diese Lebensmittel sind besonders empfehlenswert:

  • Eiweißreiche Lebensmittel wie Fisch, Hülsenfrüchte, Eier, fettarmer Quark oder Skyr – sie unterstützen den Muskelerhalt und fördern die Sättigung
  • Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Linsen, Haferflocken oder Pseudogetreide wie Quinoa – sie halten den Blutzucker stabil und verhindern Heißhunger
  • Gesunde Fette aus Nüssen, Avocados, Leinöl oder fettem Seefisch liefern Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken
  • Gemüse satt, besonders grüne Sorten wie Brokkoli, Spinat oder Grünkohl enthalten viele Mikronährstoffe und Ballaststoffe

Diese Lebensmittel solltest du einschränken:

  • Stark verarbeitete Produkte mit vielen Zusatzstoffen oder Konservierungsmitteln
  • Zuckerreiche Snacks und Getränke, die den Blutzuckerspiegel stark schwanken lassen
  • Alkohol und übermäßiger Koffein, die den Hormonhaushalt stören können
  • Sojaprodukte in großen Mengen (können die Aufnahme von Schilddrüsenmedikamenten beeinflussen)

Ein weiterer wichtiger Punkt: ausreichend trinken. Wasser und ungesüßte Kräutertees helfen dem Stoffwechsel und wirken positiv auf Haut, Verdauung und Konzentration. Ergänzend kann eine individuelle Beratung durch eine Ernährungstherapeutin sinnvoll sein.

Schritt 4: Bewegung – sanft starten, aber konsequent bleiben

Sport ist ein wichtiger Baustein beim Abnehmen – auch bei Schilddrüsenerkrankungen. Allerdings solltest du auf deinen Energielevel achten: Viele Betroffene sind zu Beginn der Therapie noch sehr erschöpft und neigen zu Überforderung.

Beginne mit kleinen Einheiten:

  • Tägliche Spaziergänge – am besten bei Tageslicht
  • leichtes Yoga oder Qi Gong zur Aktivierung des Körpers
  • Schwimmen oder Radfahren, ideal für Menschen mit Gelenkproblemen
  • Muskelaufbau mit dem eigenen Körpergewicht – etwa durch einfache Übungen wie Kniebeugen, Ausfallschritte oder Planks

Ziel ist es, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen und Freude an Bewegung zu entwickeln. Mit der Zeit kannst du die Intensität steigern. Muskeltraining ist besonders empfehlenswert, weil es den Grundumsatz erhöht, das hormonelle Gleichgewicht unterstützt und gezielt gegen den Muskelabbau wirkt.

Auch Alltagsbewegung nicht unterschätzen: Hausarbeit, Gartenarbeit oder kleine Wege zu Fuß sind ebenfalls wertvolle Beiträge zur täglichen Aktivität.

Schritt 5: Schlaf, Stress & Selbstfürsorge

Hormonelle Erkrankungen belasten den Körper – und oft auch die Psyche. Schlafmangel, Dauerstress und emotionale Erschöpfung können den Abnehmerfolg massiv torpedieren. Umso wichtiger ist es, gezielt gegenzusteuern.

  • Schaffe feste Schlafenszeiten und ein Abendritual ohne Bildschirmzeit
  • Lerne Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung
  • Erlaube dir Pausen und Tage, an denen du einfach nur durchatmest – ohne schlechtes Gewissen
  • Stärke dein Selbstwertgefühl durch tägliche positive Selbstgespräche oder Dankbarkeitsübungen

Auch psychologische Unterstützung – z. B. durch ein Coaching oder eine Gesprächstherapie – kann wertvoll sein, wenn emotionale Belastungen dich am Weiterkommen hindern.

Ein liebevoller Umgang mit dir selbst ist gerade jetzt entscheidend. Denn Abnehmen ist mehr als Kalorienzählen – es ist ein ganzheitlicher Weg zu mehr Energie, Lebensfreude und Selbstvertrauen.

Was du noch tun kannst: Alltagstipps für mehr Leichtigkeit

  • Tagebuch führen: Notiere, wie du dich fühlst, was du isst und was dir guttut – so erkennst du Zusammenhänge
  • Routinen entwickeln: Feste Essens- und Bewegungszeiten geben Struktur und helfen beim Dranbleiben
  • Erfolge feiern – auch die kleinen! Jede gute Entscheidung zählt und motiviert für den nächsten Schritt
  • Dich vernetzen: Austausch mit anderen Betroffenen motiviert und gibt Halt, etwa in Selbsthilfegruppen oder Onlineforen
  • Medikation regelmäßig einnehmen: Auch kleine Abweichungen können große Wirkung haben – stelle dir ggf. eine Erinnerung

Manche Betroffene berichten auch von positiven Effekten durch naturheilkundliche Begleitung (z. B. Heilpflanzen, Akupunktur) – sprich solche Ansätze aber immer mit deiner Ärztin oder deinem Arzt ab.

Was, wenn es trotzdem nicht klappt?

Dann lohnt sich ein kritischer Blick auf folgende Punkte:

  • Ist deine Hormontherapie optimal eingestellt? Lass die Werte regelmäßig kontrollieren
  • Isst du eventuell zu wenig, zu selten oder zu einseitig?
  • Verlangst du zu viel von dir in kurzer Zeit und bist innerlich gestresst?
  • Gibt es zusätzliche Faktoren wie Insulinresistenz, Depression, Darmprobleme oder Schlafapnoe?

Auch Medikamente wie Betablocker oder Antidepressiva können eine Gewichtszunahme begünstigen – sprich darüber offen mit deinem Ärzteteam. Manchmal hilft eine gezielte Ernährungstherapie, eine Umstellung der Medikation oder ein Besuch bei einer Endokrinologin weiter. Gib nicht auf – oft braucht es einfach einen neuen Blickwinkel.

Fazit: Abnehmen mit Schilddrüsenerkrankung ist möglich – aber es braucht Geduld

Auch wenn es länger dauert und manchmal frustrierend erscheint: Mit einer guten Therapie, einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und einem liebevollen Umgang mit dir selbst wirst du dein Ziel erreichen. Es geht nicht darum, schnell möglichst viele Kilos zu verlieren – sondern dauerhaft gesünder, fitter und zufriedener zu leben.

Vertraue deinem Körper, informiere dich gut und bleib dran – Schritt für Schritt. Du schaffst das! Und vielleicht entdeckst du auf deinem Weg sogar neue Seiten an dir: mehr Achtsamkeit, mehr Selbstfürsorge, mehr innere Stärke.

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