Wann ist eine Schilddrüsenuntersuchung sinnvoll?

Die Schilddrüse beeinflusst deinen ganzen Körper – eine Untersuchung lohnt sich oft früher als gedacht.

Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, ob deine Müdigkeit, dein unerklärliches Gewicht oder deine Stimmungsschwankungen etwas mit der Schilddrüse zu tun haben könnten. Diese kleine Drüse am Hals ist unscheinbar, aber sie steuert eine Vielzahl von lebenswichtigen Funktionen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um sie untersuchen zu lassen? Und welche Symptome oder Risikofaktoren sprechen dafür? In diesem Artikel erfährst du, warum die Schilddrüse so wichtig ist, welche Beschwerden auf eine Störung hindeuten – und wie eine Schilddrüsenuntersuchung abläuft.

Warum spielt die Schilddrüse eine so zentrale Rolle im Körper?

Die Schilddrüse ist ein kleines schmetterlingsförmiges Organ, das vorne am Hals liegt. Sie produziert Hormone – insbesondere Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) – die den gesamten Stoffwechsel steuern. Diese Hormone beeinflussen unter anderem:

  • den Energieverbrauch deines Körpers
  • Herzfrequenz und Kreislauf
  • Konzentration und Stimmung
  • Muskelkraft und Beweglichkeit
  • Wärmehaushalt und Kälteempfinden
  • Verdauung und Darmfunktion
  • Haut, Haare, Nägel und Zyklus

Das heißt: Wenn die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht gerät – sei es durch eine Unterfunktion (Hypothyreose) oder Überfunktion (Hyperthyreose) – hat das Auswirkungen auf fast jedes System deines Körpers.

Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone. Der Stoffwechsel wird langsamer. Betroffene fühlen sich häufig müde, antriebslos, frieren schnell und nehmen trotz unveränderter Ernährung zu. Auch die Verdauung verlangsamt sich, Haut und Haare werden trocken, der Zyklus unregelmäßig.

 

Eine Unterfunktion entwickelt sich oft schleichend und bleibt daher lange unentdeckt – besonders wenn die Beschwerden unspezifisch sind. Häufigste Ursache ist die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen das eigene Schilddrüsengewebe richtet.

Was passiert bei einer Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Überfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Das bringt den Körper in eine Art Dauerstress. Typische Symptome sind innere Unruhe, Schlafstörungen, Herzrasen, Gewichtsabnahme trotz guter Ernährung, Schwitzen, Zittern oder Haarausfall. Manche Betroffene sind überaktiv, reizbar oder haben Verdauungsprobleme.

Die häufigste Ursache für eine Überfunktion ist der Morbus Basedow – ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Aber auch gutartige Knoten in der Schilddrüse können überaktive Bereiche enthalten, die vermehrt Hormone ausschütten.

Welche Symptome sollten dich an eine Schilddrüsenstörung denken lassen?

Weil die Schilddrüsenhormone so viele Funktionen beeinflussen, ist die Liste der möglichen Beschwerden lang. Besonders aufmerksam solltest du werden, wenn mehrere der folgenden Anzeichen gleichzeitig auftreten – oder sich über längere Zeit hinweg verschlechtern:

  • Plötzliche oder schleichende Gewichtszunahme/-abnahme ohne Erklärung
  • Anhaltende Müdigkeit oder Schlaflosigkeit
  • Gefühl der inneren Unruhe oder depressive Verstimmung
  • Kälte- oder Hitzeempfindlichkeit
  • Haarausfall, trockene Haut oder brüchige Nägel
  • Zyklusstörungen, Libidoverlust oder unerfüllter Kinderwunsch
  • Herzklopfen, hoher oder niedriger Puls
  • Verstopfung oder Durchfall ohne erkennbare Ursache

Diese Symptome sind unspezifisch – das heißt, sie können viele Ursachen haben. Umso wichtiger ist es, sie ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.

In welchen Situationen ist eine Schilddrüsenuntersuchung besonders sinnvoll?

Es gibt bestimmte Lebensphasen oder Umstände, in denen eine Schilddrüsenkontrolle besonders empfehlenswert ist – auch ohne konkrete Beschwerden:

  • Bei familiärer Vorbelastung: Wenn Eltern oder Geschwister an Schilddrüsenerkrankungen leiden, steigt dein eigenes Risiko.
  • In der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch: Eine gute Schilddrüsenfunktion ist wichtig für Fruchtbarkeit und gesunde Entwicklung des Babys.
  • Ab dem 40. Lebensjahr: Vor allem Frauen entwickeln häufiger Schilddrüsenerkrankungen – regelmäßige Checks sind sinnvoll.
  • Nach großen hormonellen Veränderungen: z. B. nach einer Geburt, in den Wechseljahren oder nach dem Absetzen der Pille.
  • Bei chronischer Erschöpfung, Depressionen oder Angststörungen: Die Schilddrüse sollte als mögliche Mitursache geprüft werden.
  • Nach Operationen oder Bestrahlung im Halsbereich: Diese können das Schilddrüsengewebe beeinflussen.

Auch Menschen mit anderen Autoimmunerkrankungen – wie Typ-1-Diabetes, Zöliakie oder Rheuma – haben ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenprobleme.

Wie läuft eine Schilddrüsenuntersuchung ab?

Der erste Schritt ist das ärztliche Gespräch (Anamnese). Dabei schilderst du deine Beschwerden, deine Krankengeschichte und eventuelle familiäre Belastungen. Dann folgt meist die körperliche Untersuchung – der Arzt tastet die Schilddrüse ab, prüft, ob sie vergrößert oder knotig ist.

Im nächsten Schritt wird Blut abgenommen. Die wichtigsten Werte sind:

  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Reguliert die Schilddrüsenaktivität. Ein zu hoher Wert spricht für eine Unterfunktion, ein zu niedriger für eine Überfunktion.
  • fT3 und fT4: Die freien, aktiven Schilddrüsenhormone. Sie zeigen an, wie viel Hormon dem Körper tatsächlich zur Verfügung steht.
  • TPO-Antikörper, TG-Antikörper: Diese Marker weisen auf eine Autoimmunerkrankung wie Hashimoto oder Morbus Basedow hin.

Wenn die Blutwerte Auffälligkeiten zeigen oder der Verdacht auf Knoten besteht, folgen meist eine Ultraschalluntersuchung oder Szintigrafie. Der Ultraschall zeigt Größe, Struktur und Knoten der Schilddrüse. Die Szintigrafie (eine Art bildgebende Untersuchung mit leicht radioaktivem Kontrastmittel) zeigt, ob ein Knoten hormonell aktiv ist oder nicht.

Was sagen die Laborwerte aus?

Die Blutwerte liefern wichtige Hinweise, sind aber kein alleiniger Beweis für eine Erkrankung. Ein leicht erhöhter TSH-Wert muss z. B. nicht zwingend behandelt werden – entscheidend ist die Kombination aus Werten, Symptomen und Gesamtbefund. Deshalb ist es wichtig, die Ergebnisse mit einem erfahrenen Arzt zu besprechen – und nicht nur auf den Laborzettel zu schauen.

Wie oft sollte die Schilddrüse kontrolliert werden?

Wenn bei dir bereits eine Schilddrüsenerkrankung bekannt ist, solltest du regelmäßig zur Kontrolle gehen – meist alle drei bis sechs Monate, je nach Verlauf und Therapie. Wenn du bislang unauffällig warst, aber zur Risikogruppe gehörst (z. B. familiäre Vorbelastung, Schwangerschaft, andere Autoimmunerkrankung), reicht oft eine jährliche Kontrolle.

Wichtig: Auch wenn du keine Symptome spürst, kann eine Funktionsstörung vorliegen. Deshalb sind gelegentliche Blutwerte – z. B. im Rahmen des Check-ups beim Hausarzt – sinnvoll.

Wann sollten Knoten untersucht werden?

Schilddrüsenknoten sind häufig – besonders bei Frauen über 50. Die meisten sind gutartig und harmlos. Dennoch sollten Knoten ab einer bestimmten Größe (meist ab 1 cm) regelmäßig per Ultraschall kontrolliert werden. Wenn sie schnell wachsen, Beschwerden machen oder in der Szintigrafie auffällig sind, kann eine Feinnadelpunktion notwendig sein, um eine bösartige Veränderung auszuschließen.

Was tun bei einem auffälligen Befund?

Wenn sich im Blutbild oder Ultraschall Auffälligkeiten zeigen, ist das kein Grund zur Panik. In den meisten Fällen handelt es sich um behandelbare oder gut kontrollierbare Veränderungen. Der nächste Schritt ist eine genaue Abklärung – ggf. mit Überweisung an einen Endokrinologen oder Nuklearmediziner.

Die Behandlung hängt von der Diagnose ab: Eine Unterfunktion wird meist mit dem Hormon L-Thyroxin ausgeglichen, bei einer Überfunktion können Medikamente, Radiojodtherapie oder eine Operation infrage kommen. Auch bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto geht es vor allem darum, die Hormone gut einzustellen und den Verlauf regelmäßig zu beobachten.

Schilddrüse und Gewicht: Ein unterschätzter Zusammenhang

Viele Menschen mit Über- oder Untergewicht vermuten einen Zusammenhang mit der Schilddrüse – und das nicht ohne Grund. Ein gestörter Hormonhaushalt kann sich auf den Energieverbrauch, das Hungergefühl und die Fettverwertung auswirken. Doch nicht jede Gewichtszunahme hat automatisch mit der Schilddrüse zu tun.

Deshalb ist es wichtig, bei unerklärlichem Gewichtsverlauf die Schilddrüse mitzudenken – aber nicht als alleinige Ursache zu sehen. Eine Untersuchung kann helfen, Klarheit zu schaffen – besonders dann, wenn auch andere Symptome auftreten.

Fazit: Wann ist eine Schilddrüsenuntersuchung sinnvoll?

Eine Schilddrüsenuntersuchung ist immer dann sinnvoll, wenn du Symptome hast, die auf eine Störung hindeuten – oder wenn du zu einer Risikogruppe gehörst. Weil die Beschwerden oft unspezifisch sind, lohnt sich bei Unklarheit lieber eine Kontrolle zu viel als zu wenig.

 

Mit einer einfachen Blutabnahme, einer körperlichen Untersuchung und ggf. einem Ultraschall lassen sich viele Schilddrüsenerkrankungen frühzeitig erkennen – und gut behandeln. Wenn du dich oft müde fühlst, an Gewicht zunimmst, ohne mehr zu essen, oder dein Körper sich „anders“ anfühlt – sprich mit deinem Arzt. Deine Schilddrüse ist klein, aber sie hat große Wirkung.

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