Anna hat sich die ganze Woche diszipliniert ernährt. Viel gekocht, kaum genascht, Bewegung inklusive. Doch dann kommt der Montagmorgen: Die Waage zeigt 1,3 Kilo mehr als am Freitag. Frust macht sich breit. Hat sie alles umsonst gemacht? Diese Situation erleben viele, und sie fühlt sich oft wie ein Rückschritt an. Doch in Wahrheit ist das, was am Wochenende passiert, oft ganz normal – und kein Grund zur Sorge.
Gewichtsschwankungen: Der ganz normale Wahnsinn
Zuerst einmal: Unser Körpergewicht schwankt täglich. Diese Schwankungen können je nach Lebensweise, Zyklus, Salzaufnahme oder Stresslevel zwischen 0,5 bis 2 Kilogramm betragen.
Wer sich regelmäßig wiegt, kennt das Phänomen: Selbst ohne große Änderung der Ernährung oder Aktivität kann die Zahl auf der Waage deutlich variieren. Das Wochenende ist da keine Ausnahme – im Gegenteil.
Was am Wochenende anders läuft
Am Wochenende verändert sich unser Alltag oft spürbar. Essenszeiten verschieben sich, es gibt mehr Restaurantbesuche, vielleicht ein Gläschen Wein oder ein Stück Kuchen bei Freunden. Und plötzlich sind da mehr Kohlenhydrate, Salz oder Fett als unter der Woche – oft in Kombination. Hinzu kommt weniger Bewegung, weil man es sich gönnt, mal auf dem Sofa zu bleiben.
Diese Veränderungen müssen nicht negativ sein. Im Gegenteil: Sie gehören zu einem sozialen, genussvollen Leben dazu. Entscheidend ist nur, zu verstehen, warum der Montag auf der Waage oft anders aussieht als der Freitag.
Die Rolle von Wasser und Kohlenhydraten
Wenn du am Wochenende mehr Kohlenhydrate isst als unter der Woche, speichert dein Körper automatisch mehr Wasser. Pro Gramm gespeicherter Kohlenhydrate (Glykogen) lagert dein Körper rund 3 Gramm Wasser ein. Das erklärt auch, warum das Gewicht so schnell steigen kann – obwohl du gar nicht fett geworden bist.
Gleichzeitig erhöht eine salzreichere Ernährung – etwa durch Pizza, Chips oder asiatische Gerichte – die Wassereinlagerung ebenfalls. Auch Alkohol kann den Wasserhaushalt beeinflussen: Zuerst entwässert er, doch danach speichert der Körper umso mehr Flüssigkeit.
Verdauung ist träger als gedacht
Ein weiterer Punkt: Die Verdauung braucht Zeit. Wenn du am Sonntagabend spät isst, viel und deftig, ist das am Montagmorgen vielleicht noch nicht komplett verarbeitet. Die Waage zeigt also schlicht ein „volleres“ System an. Das ist keine Gewichtszunahme im eigentlichen Sinn, sondern ein temporärer Zustand.
Auch der Darm braucht je nach Person und Lebensstil unterschiedlich lange, um Nahrung weiterzuleiten. Gerade wenn du dich am Wochenende weniger bewegt hast, kann das zu einem „vollen“ Bauchgefühl führen – und auch zu einem höheren Gewicht am Montag.
Mentale Muster: Von Kontrollverlust und Schuldgefühlen
Viele empfinden das Wochenende als Zeit der „Freiheit“ – weg vom strengen Plan, hin zum Genuss. Das ist an sich etwas Positives. Doch oft wird daraus ein „Jetzt-ist-es-eh-egal“-Gefühl. Nach dem Motto: Wenn ich schon ein Eis gegessen habe, kann ich auch gleich die Tüte Chips aufmachen.
Solche Gedankenspiele führen oft zu Überessen, weniger Bewegung und mehr Alkohol – also all den Faktoren, die das Gewicht kurzzeitig steigen lassen. Am Montag folgen dann Schuldgefühle und ein harter Neustart. Ein Kreislauf, der langfristig belastet und nicht nötig ist.
Was wirklich zählt: Die Wochenbilanz
Anstatt dich auf den Montagmorgen zu fixieren, betrachte lieber die gesamte Woche. Wenn du insgesamt in einem leichten Kaloriendefizit warst, regelmäßig in Bewegung geblieben bist und dich bewusst ernährt hast, ist ein kleines Plus am Montag kein Problem.
Der langfristige Trend ist entscheidend. Wer dauerhaft Gewicht verliert, tut das nicht linear, sondern in Wellen. Zwei Schritte vor, einen zurück. Solange die Richtung stimmt, ist alles in Ordnung.
Zwei hilfreiche Strategien für mehr Gelassenheit:
- Wiege dich nicht montags: Wenn dich die Zahl frustriert, überspringe diesen Tag. Warte bis Dienstag oder Mittwoch, wenn dein Körper wieder im Gleichgewicht ist.
- Führe ein Erfolgstagebuch: Halte fest, was gut lief. Nicht nur Gewicht, sondern auch gesunde Entscheidungen, mehr Bewegung oder bewusstes Essen. So verlagerst du den Fokus vom Gewicht auf den Lebensstil.
Was tun, wenn die Gewichtszunahme dauerhaft bleibt?
Wenn dein Gewicht über mehrere Wochen hinweg steigt – trotz gesunder Gewohnheiten unter der Woche – kann es sinnvoll sein, dein Wochenende ehrlich zu reflektieren. Vielleicht hat sich doch mehr eingeschlichen, als dir bewusst war. Dann helfen keine Schuldgefühle, sondern liebevolle Neugier: „Was genau läuft am Wochenende anders? Und was wäre ein kleiner, realistischer Ausgleich?“
Oft reichen schon Kleinigkeiten: Ein Spaziergang nach dem Brunch, bewussterer Umgang mit Alkohol oder einfach ein Stopp nach dem ersten Schokoriegel.
Genuss ist erlaubt – bewusst statt unkontrolliert
Abnehmen heißt nicht, nie wieder zu genießen. Es heißt nur, bewusst zu entscheiden. Wer sich am Wochenende alles verbietet, riskiert Heisshungerattacken oder Kontrollverluste. Wer hingegen kleine Genüsse zulässt, isst oft insgesamt ausgewogener.
Du darfst essen, worauf du Lust hast – wenn du dabei auf deinen Körper hörst. Die Frage ist nicht: „Darf ich das?“, sondern: „Was tut mir gut?“
Fazit: Das Wochenende ist kein Feind
Wenn dein Gewicht montags höher ist, bedeutet das nicht, dass du versagt hast. Es heißt nur, dass dein Körper auf das reagiert, was du ihm gegeben hast – mehr Wasser, mehr Salz, mehr Energie. Das ist normal.
Entscheidend ist, wie du damit umgehst. Mit Selbstfühlung statt Selbstverurteilung. Mit Klarheit statt Panik. Und mit der Erkenntnis: Abnehmen ist kein Sprint, sondern ein Prozess mit Schwankungen. Das Wochenende gehört dazu – und darf sogar Spaß machen.