Als Tobias aus Hamburg uns seine Frage geschickt hat, war sofort spürbar, wie ehrlich und mutig sie war: „Ich schaffe es eine Zeit lang, bin voll motiviert – aber sobald ein Misserfolg kommt, falle ich zurück. Was kann ich tun, um dann nicht alles hinzuwerfen?“ Eine Frage, die nicht nur Tobias bewegt, sondern viele Menschen, die abnehmen wollen. Denn Rückschläge gehören dazu – doch sie müssen nicht das Ende des Weges bedeuten.
Misserfolge fühlen sich oft an wie persönliches Versagen. Doch genau das sind sie nicht. Sie sind ein Teil des Lernprozesses. In diesem Artikel schauen wir gemeinsam, was dir in solchen Momenten hilft, weiterzumachen – mit mehr Verständnis für dich selbst und neuer Kraft für deinen Weg.
Warum Misserfolge so weh tun – und was wirklich dahintersteckt
Ein Misserfolg beim Abnehmen – zum Beispiel eine Zunahme auf der Waage, ein Heißhunger-Anfall oder das Auslassen eines Trainings – trifft oft mitten ins Herz. Warum? Weil wir sehr viel mit dem Thema Gewicht verbinden: Selbstwert, Kontrolle, Erfolg, Aussehen.
Wenn dann etwas schiefgeht, fühlen sich viele sofort als Versager: „Ich hab’s wieder nicht geschafft.“ Dieser innere Kritiker ist laut – und hart. Dabei ist ein Rückschritt nicht automatisch ein Rückfall. Es ist ein Moment. Nicht mehr. Nicht weniger.
Was in solchen Momenten hilft, ist ein Perspektivwechsel. Stell dir deinen Abnehmweg wie eine Wanderung durch die Berge vor. Es gibt Anstiege, Pausen, Umwege – und manchmal auch Rückschritte. Aber solange du weitergehst, kommst du an. Und genau das ist der Unterschied zwischen Aufgeben und Dranbleiben.
Emotionen zulassen – statt wegdrücken
Viele versuchen, Misserfolge möglichst schnell zu ignorieren oder sich selbst kleinzureden: „War ja nicht so schlimm“, „Ich mach morgen weiter“. Doch echte Stärke liegt darin, sich ehrlich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen. Bist du enttäuscht? Wütend? Traurig? Dann lass das zu. Schreib es auf. Sprich mit jemandem darüber.
Denn nur, wenn du deine Emotionen anerkennst, kannst du sie auch verarbeiten. Und nur dann kannst du wieder bewusst entscheiden, wie es weitergeht – statt impulsiv in alte Muster zu rutschen.
Rückblick statt Selbstvorwurf
Nach einem Misserfolg lohnt sich ein ehrlicher Blick zurück: Was genau ist passiert – und warum? Hattest du zu viel Stress? Zu wenig geschlafen? War deine Strategie vielleicht zu streng oder zu unflexibel?
Ein solcher Rückblick ist keine Anklage, sondern ein Lernmoment. Vielleicht entdeckst du, dass du in bestimmten Situationen besonders anfällig bist – zum Beispiel abends allein zu Hause. Oder dass du dich zu sehr unter Druck setzt. Dieses Wissen kannst du nutzen, um künftig besser auf dich zu achten.
Was dir hilft, nach einem Misserfolg weiterzumachen
- Erinnere dich an dein Warum. Warum hast du angefangen? Was hat dich motiviert? Schreib es dir auf, lies es dir regelmäßig durch. Dein Warum ist dein innerer Kompass.
- Fokussiere dich auf deine Erfolge. Auch wenn du gerade einen Rückschritt erlebt hast – schau, was du bereits erreicht hast. Vielleicht bist du fitter, isst bewusster, schläfst besser? All das zählt.
- Setze kleine, realistische Ziele. Nach einem Misserfolg wirkt das große Ziel oft weit entfernt. Hilfreicher ist es, sich kleine Etappen zu setzen: eine bewusste Mahlzeit, ein Spaziergang, ein alkoholfreier Abend.
- Baue deine Routine bewusst wieder auf. Rituale geben Halt – gerade dann, wenn es innerlich wackelt. Überlege, welche Gewohnheiten dir guttun und wie du sie wieder in deinen Alltag integrieren kannst.
Der Umgang mit Perfektionismus
Einer der größten Motivationskiller bei Rückschlägen ist der Glaube, alles perfekt machen zu müssen. Ein kleiner Ausrutscher? Schon ist alles verloren. Doch genau das ist die Falle.
Niemand lebt dauerhaft fehlerfrei. Und das muss auch nicht sein. Viel wichtiger ist, wie du mit den „nicht perfekten“ Tagen umgehst. Wenn du lernst, auch nach einem weniger guten Tag liebevoll mit dir umzugehen, wirst du auf lange Sicht viel stabiler unterwegs sein.
Statt Perfektion – setz auf Beständigkeit. Auf Wiederholung. Auf Fortschritt, nicht auf Makellosigkeit.
Was du aus Misserfolgen gewinnen kannst
So schmerzhaft sie auch sind: Rückschläge zeigen dir, wo deine Schwachstellen liegen – und wie du sie stärken kannst. Sie helfen dir, deine Strategien zu hinterfragen. Und sie geben dir die Chance, Resilienz aufzubauen – also die Fähigkeit, dich wieder aufzurichten.
Viele Menschen berichten, dass gerade die schweren Momente sie auf Dauer stärker gemacht haben. Weil sie gelernt haben, durchzuhalten. Weil sie verstanden haben, dass echte Veränderung nicht linear verläuft. Sondern in Wellen.
Unterstützung suchen – und annehmen
Du musst nicht alles allein schaffen. Gerade bei Misserfolgen kann es enorm helfen, mit anderen zu sprechen. Freunde, Familie, eine Online-Community – manchmal reicht ein kleiner Austausch, um sich verstanden zu fühlen.
Auch professionelle Unterstützung, etwa durch einen Ernährungscoach oder Therapeuten, kann helfen, Muster zu erkennen und neue Wege zu finden. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen – sondern von Stärke.
Die innere Stimme trainieren
Was sagst du dir selbst, wenn etwas schiefläuft? „Ich bin so blöd“? „War ja klar, dass ich das nicht schaffe“? Solche Sätze brennen sich ein – und machen es noch schwerer, wieder aufzustehen.
Versuch stattdessen, eine unterstützende innere Stimme zu entwickeln. Stell dir vor, ein guter Freund hätte gerade einen Misserfolg erlebt. Was würdest du ihm sagen? Genau diese Worte darfst du auch dir selbst gönnen.
Selbstfürsorge statt Selbstverurteilung
Nach einem Misserfolg ist der Impuls oft, sich selbst zu bestrafen: weniger essen, härter trainieren, strenger sein. Doch dieser Weg führt selten zum Ziel. Was stattdessen hilft, ist Fürsorge: ein warmes Bad, ein Spaziergang, ein gutes Gespräch. Alles, was dich wieder mit dir selbst verbindet.
Denn wenn du dich gut um dich kümmerst, wächst auch die Kraft, weiterzumachen.
Fazit: Misserfolge sind nicht das Ende – sondern eine Chance
Wenn du das Gefühl hast, dass alles kippt – atme durch. Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht alles auf einmal schaffen. Du musst nur einen Schritt nach dem anderen gehen. Auch mit Umwegen.
Rückschläge sind keine Niederlagen. Sie sind Teil deines Weges. Und sie machen dich stärker – wenn du sie als Lernchance annimmst. Bleib dran. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Misserfolge.
Dein Weg zählt. Und du bist nicht allein.