Warum nehme ich nach einer OP plötzlich zu?

Eine Operation kann nicht nur körperlich herausfordernd sein, sondern auch unerwartete Auswirkungen auf das Gewicht haben.

Sabine, 46, hat uns geschrieben: „Ich hatte vor zwei Monaten eine größere Operation am Knie. Seitdem habe ich vier Kilo zugenommen, obwohl ich kaum mehr esse als vorher. Ich verstehe das nicht – woran kann das liegen?“

Diese Frage erreicht viele Menschen nach einem medizinischen Eingriff. Die gute Nachricht: Du bist damit nicht allein. Die weniger gute: Es gibt verschiedene Gründe, warum dein Körper nach einer Operation anders reagiert – und Gewichtszunahme ist eine davon. Aber: Wenn man die Hintergründe kennt, lässt sich gegensteuern.

In diesem Artikel erfährst du, welche Faktoren hinter einer Gewichtszunahme nach einer OP stecken können, was normal ist, wann du aufmerksam werden solltest – und was du ganz konkret tun kannst, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Der Körper im Ausnahmezustand: Was nach einer OP passiert

Eine Operation ist immer ein Eingriff in den natürlichen Ablauf des Körpers – egal ob klein oder groß. Während des Heilungsprozesses laufen im Hintergrund unzählige Prozesse ab, die Energie kosten, aber auch zu Veränderungen im Stoffwechsel führen können.

Typische körperliche Reaktionen nach einer Operation:

  • Entzündungsprozesse und vermehrte Wassereinlagerung im Gewebe
  • Reduzierte Bewegung (Bettlägerigkeit oder eingeschränkte Mobilität)
  • Veränderungen im Hormonhaushalt (z. B. durch Stress oder Medikamente)
  • Geringerer Kalorienverbrauch aufgrund von Inaktivität

Diese Kombination kann dazu führen, dass man trotz unveränderter oder sogar reduzierter Nahrungsaufnahme zunimmt – zumindest vorübergehend.

Wassereinlagerungen: Der häufigste Grund für plötzliche Gewichtszunahme

Nach einer OP speichert der Körper häufig Wasser. Das ist Teil der natürlichen Reaktion auf Gewebeschäden: Flüssigkeit wird ins umliegende Gewebe geschleust, um Heilungsprozesse zu unterstützen. Dieser Mechanismus kann sich auf der Waage mit bis zu mehreren Kilogramm bemerkbar machen.

Typisch für Wassereinlagerungen sind:

  • Ein „schwammiges“ Gefühl im Körper
  • Spannungsgefühl in Beinen, Armen oder Bauch
  • Gewichtszunahme innerhalb weniger Tage
  • Sichtbare Dellen beim Eindrücken der Haut (z. B. an den Unterschenkeln)

Solche Einlagerungen verschwinden oft von selbst, sobald sich der Heilungsverlauf stabilisiert. Sanfte Bewegung, ausreichendes Trinken und entwässernde Lebensmittel wie Gurken, Spargel oder Kräutertees können unterstützend wirken.

Weniger Bewegung = weniger Energieverbrauch

Viele Patient:innen bewegen sich nach einer OP verständlicherweise deutlich weniger. Sei es durch Schmerzen, Krücken, Verbände oder einfach durch eine längere Ruhephase – der Kalorienverbrauch sinkt.

Ein Beispiel: Wer vor der OP täglich 8.000 Schritte gemacht und regelmäßig leichte Sporteinheiten eingebaut hat, kommt nach dem Eingriff vielleicht nur noch auf einen Bruchteil davon. Selbst wenn die Essensmenge gleich bleibt, entsteht ein Energieüberschuss – und der landet meist im Fettgewebe.

Tipp: Auch kleine Bewegungen zählen. Schon regelmäßiges Aufstehen, Treppensteigen, Fußkreisen im Sitzen oder sanftes Dehnen können helfen, den Kreislauf in Schwung zu bringen.

Medikamente als versteckte Dickmacher

Ein oft unterschätzter Faktor: Medikamente. Viele Wirkstoffe, die rund um eine Operation verschrieben werden, können Einfluss auf den Stoffwechsel oder den Wasserhaushalt haben. Dazu zählen z. B.:

  • Kortisonpräparate (häufig bei Entzündungen)
  • Schmerzmittel (z. B. Opioide)
  • Beruhigungsmittel oder Schlafmittel
  • Antibiotika (Einfluss auf Darmflora)

Vor allem Kortison ist bekannt dafür, den Appetit zu steigern und gleichzeitig die Fettspeicherung – vor allem am Bauch – zu fördern. Auch die Wirkung auf den Blutzucker kann problematisch sein.

Wichtig: Nimm Medikamente niemals eigenständig ab oder reduziere sie. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, wenn du den Verdacht hast, dass ein Medikament dein Gewicht beeinflusst.

Stress, Schlaf und Hormonchaos

Nicht nur der Körper, auch die Psyche steht nach einer OP unter Stress. Viele Patient:innen berichten von Ängsten, Unsicherheit, schlechterem Schlaf und einem Gefühl der Abhängigkeit. All das hat Auswirkungen auf den Hormonhaushalt:

  • Cortisol (Stresshormon) steigt an – und fördert die Fetteinlagerung
  • Insulinresistenz kann zunehmen – was Heißhunger fördert
  • Melatonin (Schlafhormon) sinkt bei schlechtem Schlaf – was Appetit begünstigt

Dieser Hormonmix begünstigt eine ungewollte Gewichtszunahme – auch ohne mehr zu essen. Besonders gefährlich ist die Kombination aus Stress, wenig Schlaf und Inaktivität.

Was hilft: Routinen schaffen, Tageslicht tanken, Schlafrituale einführen und realistische Ziele setzen. Auch Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder geführte Meditationen können wirksam sein.

Der Darm als unterschätzter Mitspieler

Nach einer OP – vor allem nach Narkose und Schmerzmitteln – ist der Darm häufig träge. Verdauungsprobleme wie Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder träger Stuhlgang sind keine Seltenheit.

Diese Beschwerden führen nicht nur zu einem aufgeblähten Bauchgefühl, sondern können auch das Gewicht kurzfristig steigen lassen. Ein aus dem Gleichgewicht geratener Darm hat zudem Auswirkungen auf das Immunsystem, die Stimmung und das Hungergefühl.

Was du tun kannst:

  • Viel trinken (Wasser, Kräutertee)
  • Ballaststoffreiche Kost (z. B. Hafer, Leinsamen, Gemüse)
  • Sanfte Bewegung zur Anregung der Darmtätigkeit
  • Probiotische Lebensmittel (z. B. Joghurt, fermentiertes Gemüse)

Wenn die Beschwerden länger als 10 Tage anhalten, sollte medizinischer Rat eingeholt werden.

Ab wann ist die Zunahme bedenklich?

Grundsätzlich ist eine moderate Gewichtszunahme nach einer OP nicht ungewöhnlich – vor allem wenn sie innerhalb von 1–3 Wochen auftritt und sich langsam wieder normalisiert.

Alarmzeichen können sein:

  • Rasche Zunahme von mehr als 3–4 kg innerhalb weniger Tage
  • Gleichzeitige Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen in den Beinen
  • Anhaltende starke Müdigkeit oder depressive Stimmung
  • Kein Rückgang des Gewichts über mehrere Wochen hinweg

In solchen Fällen sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um z. B. eine Herzschwäche, Stoffwechselstörung oder Medikamentenunverträglichkeit auszuschließen.

Was du konkret tun kannst, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen

Viele Menschen fühlen sich nach einer OP machtlos, wenn sie merken, dass der Körper sich verändert hat. Wichtig ist: Du bist dem nicht ausgeliefert. Schritt für Schritt kannst du zurück in deine Balance finden:

  • Geduldig bleiben: Der Körper braucht Zeit zur Heilung – auch innerlich.
  • Ernährung anpassen: Mehr frische Lebensmittel, weniger Fertigprodukte.
  • Bewegung dosiert steigern: Auch Spazierengehen zählt.
  • Schlaf verbessern: Möglichst zur gleichen Zeit ins Bett gehen, Entspannungsrituale einführen.
  • Medikamente überprüfen lassen: In Absprache mit deinem Arzt.

Fazit: Dein Körper braucht Zeit – und Unterstützung

Eine Gewichtszunahme nach einer OP ist kein Zeichen von Schwäche, sondern meist ein ganz natürlicher Prozess. Wenn du die Ursachen kennst und gezielt gegensteuerst, kannst du deinem Körper helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Vergiss dabei nicht: Heilung ist kein Wettlauf. Jeder Tag, an dem du bewusst auf dich achtest, ist ein Schritt nach vorn – auch wenn die Waage mal anderer Meinung ist.

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