Was tun, wenn ich immer wieder aus Frust esse?

Frustessen ist menschlich – aber nicht alternativlos

Frustessen kennt fast jede:r – und doch fühlt es sich oft wie ein persönliches Scheitern an. Nach einem stressigen Arbeitstag, einem Streit oder wenn man sich einfach leer fühlt, greifen viele automatisch zu Schokolade, Chips oder anderen Snacks. Es passiert wie nebenbei, ohne echten Hunger. Und hinterher bleiben Reue, ein schlechtes Gewissen und die Frage: Warum mache ich das immer wieder?

Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein. Und noch besser – du kannst lernen, diesen Kreislauf zu verstehen und sanft zu durchbrechen. In diesem Artikel schauen wir gemeinsam, warum Frustessen entsteht, welche Rolle Emotionen dabei spielen und wie du neue Wege findest, dich zu trösten oder zu beruhigen – ohne zum Kühlschrank zu rennen.

Warum greifen wir bei Frust zu Essen?

Frust löst in uns ein inneres Ungleichgewicht aus. Vielleicht fühlst du dich machtlos, verletzt, gestresst oder einfach nur müde vom Leben. Essen – vor allem Süßes oder Deftiges – verspricht schnelle Linderung. Unser Gehirn hat gelernt: Zucker, Fett und Salz aktivieren das Belohnungssystem. Für einen Moment fühlt sich alles leichter an.

Doch dieses Gefühl ist trügerisch. Denn es dauert meist nur wenige Minuten – und danach kommt die Leere zurück, oft verstärkt durch ein schlechtes Gewissen. Genau deshalb ist es so wichtig, diesen Mechanismus zu erkennen – nicht um dich zu schimpfen, sondern um dich zu verstehen.

Frustessen ist oft ein Signal, kein Versagen

Wenn du regelmäßig aus Frust isst, ist das kein Zeichen von mangelnder Disziplin – sondern ein Hinweis deines Körpers oder deiner Seele: „Mir geht’s nicht gut. Ich brauche etwas.“ Essen ist dann nicht das eigentliche Problem, sondern eher ein Notausgang, wenn keine andere Tür offensteht.

Das Ziel ist also nicht, das Frustessen mit Willenskraft zu verbieten. Sondern herauszufinden, was du eigentlich brauchst – und wie du das auf andere Weise bekommen kannst.

Die typischen Auslöser für Frustessen

Jede:r hat persönliche Trigger – doch einige Klassiker treten immer wieder auf:

  • Stress im Beruf oder Alltag: Wenn der Tag zu voll ist, Pausen fehlen und die Gedanken kreisen.
  • Zwischenmenschliche Konflikte: Streit, Enttäuschung oder Einsamkeit lassen das emotionale Gleichgewicht kippen.
  • Gefühl von Versagen: Wenn man hohe Ansprüche an sich selbst hat und sie nicht erfüllt.
  • Langeweile oder Leere: Ein Tag ohne Struktur oder Sinn kann schnell zum Snacktag werden.

Diese Auslöser zu erkennen, ist ein erster Schritt zur Veränderung. Du kannst beginnen, Muster zu beobachten – liebevoll und neugierig, nicht bewertend.

Achtsamkeit: Der erste Ausstieg aus der Frust-Falle

Statt gegen das Frustessen zu kämpfen, versuche es mal mit Innehalten. Frage dich in solchen Momenten:

  • Was fühle ich gerade wirklich?
  • Habe ich körperlich Hunger – oder emotionalen Hunger?
  • Was würde mir jetzt guttun, ganz unabhängig vom Essen?

Allein durch diese Fragen schaffst du einen kleinen Abstand zwischen Impuls und Handlung. Und genau dieser Moment der Achtsamkeit ist Gold wert – hier entsteht Wahlfreiheit.

Alternative Strategien: Was hilft stattdessen?

Niemand kann Emotionen „wegessen“. Aber es gibt Wege, sie anders zu begleiten. Wichtig ist: Nicht jede Methode hilft in jedem Moment. Es geht ums Ausprobieren, nicht ums Perfektsein.

  • Schreibe auf, was dich gerade bewegt. Manchmal hilft ein kurzer Tagebucheintrag, um Klarheit zu bekommen.
  • Beweg dich sanft. Ein Spaziergang, ein paar Dehnübungen oder einfach frische Luft können Wunder wirken.
  • Mach dir bewusst: Du darfst fühlen. Trauer, Wut, Frust – sie sind erlaubt. Du bist kein Roboter.
  • Ruf jemanden an, der dir guttut. Ein Gespräch kann Trost spenden oder einfach Nähe herstellen.
  • Tu dir bewusst etwas Gutes. Ein warmes Bad, ein Hörbuch, eine Kuscheldecke – Signale der Fürsorge.

Zwei konkrete Ideen, die du sofort ausprobieren kannst:

  • Das 10-Minuten-Experiment: Wenn du das nächste Mal Frust verspürst und zum Kühlschrank willst, setz dich hin und stell einen Timer auf 10 Minuten. In dieser Zeit tust du etwas anderes: atmest tief, schreibst auf, hörst Musik. Wenn du danach immer noch essen willst – okay. Aber oft vergeht das dringende Gefühl in dieser Zeit.
  • Die Gefühlskarte: Lege dir eine kleine Karte mit häufigen Gefühlen und passenden Alternativen an. Beispiel: Bei „Erschöpfung“ – ruhen. Bei „Einsamkeit“ – Kontakt aufnehmen. Das hilft dir, neue Verknüpfungen zu üben.

Frustessen kann sich verändern – Schritt für Schritt

Verhaltensmuster zu ändern braucht Zeit. Und oft auch Rückschläge. Wichtig ist, dass du dich nicht dafür verurteilst, sondern jeden bewussten Moment als Erfolg wertest. Auch wenn du nur einmal nicht gegessen hast, obwohl du es früher getan hättest – das zählt. Sehr sogar.

Vielleicht hilft dir auch ein Satz, den du dir an den Kühlschrank hängen kannst: „Ich darf fühlen – und ich darf neue Wege finden.“

Wenn es tiefer sitzt: Unterstützung ist kein Zeichen von Schwäche

Manchmal ist Frustessen Ausdruck tieferer seelischer Verletzungen. Wenn du spürst, dass du allein nicht weiterkommst, kann ein Gespräch mit einer psychosozialen Beratung, Therapeut:in oder Coach sehr entlastend sein. Es zeigt Stärke, Hilfe anzunehmen – nicht Schwäche.

Fazit: Du darfst dich trösten – aber auf neue Weise

Frustessen ist kein Charakterfehler. Es ist ein Schutzmechanismus, den du irgendwann gelernt hast – und den du heute hinterfragen darfst. Nicht mit Druck, sondern mit Mitgefühl.

Wenn du beginnst, auf deine wahren Bedürfnisse zu hören und neue Wege findest, sie zu erfüllen, verändert sich dein Essverhalten ganz natürlich. Und das hat nicht nur Einfluss auf dein Gewicht – sondern vor allem auf dein inneres Wohlbefinden.

Du verdienst es, dich gut zu fühlen. Nicht nur nach dem Essen – sondern mitten im Leben.

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