Viele Menschen, die Bluthochdruck behandeln müssen, kämpfen gleichzeitig mit Übergewicht. Kein Wunder also, dass die Kombination aus Blutdruckmedikamenten und Gewichtsabnahme ein hochaktuelles Thema ist. Einerseits können Übergewicht und ein ungesunder Lebensstil den Blutdruck verschlechtern – andererseits erschweren bestimmte Medikamente genau die Abnahme, die so wichtig für die Gesundheit wäre. Aber warum ist das so? Und was kannst du tun, wenn du trotz Therapie endlich abnehmen willst? Genau darum geht es in diesem Artikel.
Warum überhaupt Medikamente bei Bluthochdruck?
Bevor wir uns mit der Gewichtsfrage beschäftigen, lohnt ein kurzer Blick auf das „Warum“ der Blutdrucktherapie. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck – die sogenannte arterielle Hypertonie – gilt als einer der größten Risikofaktoren für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden. Die Behandlung erfolgt in der Regel lebenslang und besteht aus mehreren Bausteinen: Ernährungsumstellung, Bewegung, Stressreduktion – und eben Medikamenten.
Ziel dieser Medikamente ist es, die Gefäße zu entlasten, das Herz zu schützen und Organschäden vorzubeugen. Moderne Therapieschemata kombinieren oft mehrere Wirkstoffe mit unterschiedlicher Wirkweise. Die Kehrseite der Medaille: Manche dieser Medikamente wirken sich auf den Stoffwechsel, das Energielevel oder den Appetit aus – und genau das kann das Abnehmen behindern.
Welche Blutdruckmedikamente können die Abnahme beeinflussen?
Nicht alle Medikamente zur Blutdrucksenkung wirken gleich – und nicht alle haben Einfluss auf das Gewicht. Trotzdem gibt es Wirkstoffgruppen, bei denen Patient:innen immer wieder über Schwierigkeiten bei der Gewichtsabnahme berichten. Hier ein Überblick.
Betablocker
Betablocker wie Metoprolol, Bisoprolol oder Atenolol zählen zu den Klassikern unter den Blutdrucksenkern. Sie wirken, indem sie das Herz entlasten und den Blutdruck senken – gleichzeitig dämpfen sie aber auch das sympathische Nervensystem. Das bedeutet: Der Körper fährt auf „Sparflamme“. Der Energieverbrauch sinkt, die Herzfrequenz wird langsamer, die Leistungsbereitschaft nimmt ab.
Viele Menschen berichten unter Betablockern über eine Zunahme an Gewicht oder eine erschwerte Abnahme. Auch die Trainingsintensität sinkt oft, da der Puls nicht mehr so stark ansteigt und die Belastung subjektiv schneller als anstrengend empfunden wird. Gerade für Einsteiger:innen, die auf Bewegung setzen, kann das entmutigend sein.
Kalziumantagonisten
Diese Medikamente (z. B. Amlodipin oder Verapamil) erweitern die Blutgefäße und senken so den Blutdruck. An sich gelten sie als eher gewichtsneutral – allerdings berichten manche Patient:innen über Wassereinlagerungen, insbesondere in den Beinen.
Diese Einlagerungen schlagen sich auf der Waage nieder, führen zu einem „geschwollenen“ Gefühl und können die Motivation zur Gewichtsabnahme bremsen. Besonders ärgerlich: Die Wassereinlagerungen können durch langes Sitzen oder warme Temperaturen verstärkt werden.
Diuretika (Entwässerungsmittel)
Diuretika wie Hydrochlorothiazid (HCT) oder Furosemid sind dafür bekannt, überschüssiges Wasser aus dem Körper zu spülen. Kurzfristig können sie dadurch zu einem schnellen Gewichtsverlust führen – allerdings handelt es sich dabei nicht um Fett, sondern um Wasser.
Langfristig bergen Diuretika die Gefahr von Elektrolytstörungen und einer gesteigerten Müdigkeit, was sich wiederum auf die Aktivität auswirkt. Zudem kann der Körper auf Dauer in einen „Wassersparmodus“ wechseln, wodurch sich Einlagerungen sogar verstärken können.
ACE-Hemmer und Sartane
Wirkstoffe wie Ramipril, Enalapril (ACE-Hemmer) oder Candesartan, Valsartan (Sartane) gelten als moderne Blutdrucksenker mit guter Verträglichkeit. Sie greifen nicht direkt in den Energiehaushalt ein und sind deshalb meist gewichtsneutral.
Dennoch berichten manche Betroffene über eine gewisse Antriebslosigkeit oder Reizhusten (v. a. bei ACE-Hemmern), was wiederum die Bewegung beeinträchtigen kann. Positiv: Diese Medikamente lassen sich meist gut kombinieren und individuell anpassen.
Warum es unter Blutdruckmedikamenten schwerer sein kann, abzunehmen
Geringerer Grundumsatz
Vor allem Betablocker können den Ruheenergieverbrauch senken. Wer sich genauso ernährt wie vorher, nimmt dadurch automatisch zu oder stagniert beim Abnehmen. Besonders tückisch: Der Effekt ist oft so subtil, dass er erst nach Wochen auffällt.
Erhöhte Müdigkeit und Erschöpfung
Viele Blutdrucksenker – gerade zu Beginn der Therapie – machen müde oder lassen die körperliche Leistungsfähigkeit sinken. Wer sich kaum zu Bewegung motivieren kann, hat es beim Abnehmen deutlich schwerer. Auch der Alltag kann durch diese Nebenwirkung belastender wirken.
Flüssigkeitsverschiebungen
Einige Medikamente begünstigen Wassereinlagerungen oder -verluste, was das Gewicht schwanken lässt. Das kann verunsichern oder falsche Schlüsse bei der Gewichtsbeurteilung hervorrufen. Vor allem Menschen, die sich stark auf die Zahl auf der Waage fixieren, empfinden das als frustrierend.
Psychologische Effekte
Wer hört, dass das Medikament „dick macht“, fühlt sich leicht entmutigt. Der Glaube, dass Abnehmen ohnehin keinen Sinn macht, kann schnell zum selbsterfüllenden Problem werden. Auch eine Gewichtszunahme trotz gesunder Lebensweise kann das Selbstwertgefühl belasten.
8 praktische Tipps: So nimmst du trotzdem erfolgreich ab
Auch wenn Blutdruckmedikamente es dir schwerer machen, ist Abnehmen keineswegs unmöglich. Im Gegenteil: Mit etwas Hintergrundwissen, guter Planung und einer großen Portion Geduld kannst du deinem Ziel Schritt für Schritt näherkommen. Hier findest du acht bewährte Strategien, die dir dabei helfen.
1. Mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Blutdruckmedikament die Abnahme behindert, sprich das offen an. Vielleicht gibt es Alternativen, eine niedrigere Dosis oder eine andere Kombination, die besser zu dir passt.
Vermeide aber unbedingt den Fehler, Medikamente eigenmächtig abzusetzen – das kann lebensgefährlich sein. Eine Umstellung gehört in ärztliche Hände.
2. Den Grundumsatz neu berechnen
Mit einem Online-Rechner oder professioneller Hilfe kannst du deinen aktuellen Kalorienbedarf neu ermitteln. Besonders nach Beginn einer Medikation kann dieser niedriger sein als vorher – und das beeinflusst die optimale Kalorienzufuhr.
Passe deine Ernährung entsprechend an, ohne zu hungern. Qualität geht vor Quantität: Viel Gemüse, hochwertige Eiweiße, komplexe Kohlenhydrate.
3. Ausdauer neu denken
Wenn der Puls durch Betablocker gebremst ist, muss die Belastung angepasst werden. Setze auf moderates Training wie zügiges Gehen, Radfahren oder Wassergymnastik. Auch regelmäßige Alltagsbewegung zählt.
Ein Fitnesstracker oder eine Pulsuhr kann helfen, im richtigen Bereich zu bleiben – ohne sich zu überfordern. Der Fokus liegt nicht auf Spitzenleistung, sondern auf Kontinuität.
4. Muskelmasse aufbauen
Krafttraining steigert den Grundumsatz – unabhängig vom Medikament. Schon zwei bis drei Einheiten pro Woche mit dem eigenen Körpergewicht oder leichten Hanteln können eine große Wirkung haben.
Mehr Muskeln = mehr Kalorienverbrauch – auch im Ruhezustand. Und ganz nebenbei hilft Muskelaufbau auch dem Blutdruck.
5. Gewicht nicht täglich messen
Gerade wenn Medikamente Wasserschwankungen begünstigen, ist tägliches Wiegen kontraproduktiv. Besser: 1–2 Mal pro Woche zur gleichen Tageszeit wiegen und zusätzlich Maße (z. B. Bauchumfang) nehmen.
So bekommst du ein realistischeres Bild und lässt dich nicht von kurzfristigen Schwankungen entmutigen.
6. Ernährung bewusst entzündungshemmend gestalten
Viele Blutdruckpatient:innen profitieren von einer mediterranen Ernährung: Viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Fisch, Olivenöl und wenig rotes Fleisch. Diese Ernährung wirkt nicht nur blutdrucksenkend, sondern unterstützt auch die Fettverbrennung.
Zudem reduziert sie stille Entzündungen im Körper, die mit Übergewicht und Bluthochdruck in Verbindung stehen.
7. Stress abbauen
Chronischer Stress wirkt wie ein Turbo für Gewichtszunahme und Bluthochdruck. Atemübungen, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Yoga können helfen, das Stresslevel zu senken.
Auch kleine Pausen im Alltag – bewusstes Atmen, kurze Spaziergänge, Offline-Zeiten – machen langfristig einen Unterschied.
8. Geduld und realistische Ziele
Wenn du Blutdruckmedikamente nimmst, darfst du nicht erwarten, dass die Pfunde in Rekordzeit purzeln. Aber du kannst dennoch erfolgreich abnehmen – Schritt für Schritt.
Setze dir realistische Ziele, freue dich über kleine Fortschritte und bleibe dran. Jeder gesunde Schritt ist ein Gewinn für Herz, Kreislauf und Lebensqualität.
Fazit: Medikamente sind kein Abnehm-Killer – aber eine Herausforderung
Blutdruckmedikamente können die Gewichtsabnahme bremsen, müssen sie aber nicht verhindern. Wer versteht, wie die Medikamente wirken, worauf zu achten ist und wie man gezielt gegensteuert, hat alle Chancen auf Erfolg.
Lass dich nicht entmutigen, wenn es mal stagniert – besonders nicht, wenn du Medikamente einnimmst. Mit dem richtigen Wissen, einer bewussten Lebensweise und guter ärztlicher Begleitung findest du deinen Weg zu einem gesunden Gewicht – trotz Blutdrucktabletten.