Viele Menschen, die mit einer Cortisontherapie beginnen, haben Angst vor einem: ungewolltem Gewichtszuwachs. Und diese Sorge ist nicht unbegründet – denn Cortison kann tatsächlich zu Wassereinlagerungen, gesteigertem Appetit und Fettverlagerungen führen. Doch das heißt nicht, dass man dem hilflos ausgeliefert ist. Im Gegenteil: Mit gezielten Maßnahmen lässt sich die Gewichtszunahme deutlich abmildern – und in vielen Fällen sogar ganz vermeiden. In diesem Artikel erfährst du, wie Cortison im Körper wirkt, warum es das Gewicht beeinflusst und welche alltagstauglichen Strategien du anwenden kannst, um dein Wohlfühlgewicht zu halten.
Warum Cortison das Gewicht beeinflussen kann
Cortison ist ein lebenswichtiges Hormon, das der Körper in Stresssituationen selbst bildet. Als Medikament wird es in Form von Kortikosteroiden verabreicht – zum Beispiel bei Asthma, Rheuma, chronisch-entzündlichen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder nach Transplantationen. Die Wirkung ist stark entzündungshemmend und immunsuppressiv, was vielen Patient:innen spürbare Erleichterung bringt.
Doch Cortison beeinflusst auch den Stoffwechsel. Es kann:
- Den Blutzuckerspiegel erhöhen und damit die Fetteinlagerung fördern
- Den Appetit steigern
- Die Wasserrückhaltung in den Nieren verstärken (Ödeme)
- Den Muskelabbau begünstigen
All diese Faktoren können zusammen dazu führen, dass das Körpergewicht steigt – besonders bei längerer Einnahme oder hohen Dosen. Die gute Nachricht: Du hast es nicht nur mit einem Medikament zu tun, sondern auch mit deinem Lebensstil – und den kannst du aktiv gestalten.
Wie du die Kontrolle behältst: Strategien gegen Cortison-Kilos
Wenn du während einer Cortisontherapie dein Gewicht im Blick behalten willst, brauchst du mehr als nur gute Vorsätze – du brauchst einen konkreten Plan. Genau darum geht es in den folgenden Abschnitten: einfache, aber wirkungsvolle Tipps, die du direkt in deinen Alltag integrieren kannst. Denn es ist möglich, gegen die typischen Nebenwirkungen anzugehen – Schritt für Schritt, ganz ohne Diätfrust.
1. Ernährung bewusst anpassen – aber ohne Diätstress
Cortison regt den Appetit an – viele Betroffene berichten von regelrechten Heißhungerattacken. Deshalb ist eine strukturierte, nährstoffreiche Ernährung das A und O. Dabei gilt: Keine Crash-Diäten, sondern bewusste, langfristige Umstellungen.
Reduziere stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Weißmehlprodukte. Stattdessen setze auf:
- Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte
- Mageres Eiweiß (Fisch, Geflügel, Tofu, fettarme Milchprodukte)
- Komplexe Kohlenhydrate (Vollkorn, Hafer, Quinoa)
- Gesunde Fette (Avocado, Nüsse in Maßen, Olivenöl)
Diese Lebensmittel liefern langanhaltende Energie, stabilisieren den Blutzuckerspiegel und vermeiden Heißhunger. Wichtig ist auch eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur mit 3 Hauptmahlzeiten und optional 1–2 kleinen Snacks – das verhindert extremes Hungergefühl und unkontrolliertes Essen.
2. Salz reduzieren und Wassereinlagerungen minimieren
Cortison fördert Wassereinlagerungen – was sich oft an Händen, Füßen oder im Gesicht („Mondgesicht“) zeigt. Um das zu begrenzen, solltest du auf deine Salzaufnahme achten. Je weniger Natrium, desto weniger Wasser wird im Gewebe gehalten.
Verzichte möglichst auf Fertiggerichte, Chips, Wurstwaren und stark gesalzene Speisen. Koche lieber frisch und würze mit Kräutern, Zitronensaft oder natriumarmen Gewürzen. Auch ausreichendes Trinken – am besten Wasser oder ungesüßter Tee – hilft, den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren.
3. Blutzucker im Gleichgewicht halten
Cortison erhöht die Insulinresistenz und kann den Blutzucker durcheinanderbringen – was die Fetteinlagerung begünstigt. Achte daher auf einen niedrigen glykämischen Index deiner Mahlzeiten. Das bedeutet: Lebensmittel wählen, die den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen.
Dazu zählen:
- Vollkornprodukte statt Weißmehl
- Haferflocken statt Cornflakes
- Hülsenfrüchte statt Kartoffelpüree
- Obst in Maßen, bevorzugt Beeren
Zusätzlich hilft eine gute Kombination aus Kohlenhydraten und Eiweiß (z. B. Quark mit Beeren), um Blutzuckerspitzen zu vermeiden.
4. Bewegung – auch mit wenig Energie möglich
Viele Menschen unter Cortison fühlen sich antriebslos oder kraftlos. Dennoch ist Bewegung ein zentraler Faktor gegen Gewichtszunahme und Muskelabbau. Wichtig: Es muss kein Leistungssport sein. Schon kleine tägliche Aktivitäten helfen, den Stoffwechsel zu aktivieren.
Geeignet sind:
- Spazierengehen (20–30 Minuten täglich)
- Leichte Gymnastik oder Dehnübungen
- Yoga oder Tai Chi
- Schwimmen (schonend für Gelenke und Kreislauf)
Wenn du etwas fitter bist, kannst du auf Krafttraining setzen – das schützt die Muskulatur und kurbelt den Grundumsatz an. Besonders effektiv: kurze, regelmäßige Einheiten mit dem eigenen Körpergewicht oder leichten Hanteln.
5. Stressmanagement und Schlaf
Cortison ist ein Stresshormon – zusätzlicher Stress im Alltag kann die Wirkung noch verstärken. Versuche deshalb gezielt zu entspannen: Atemübungen, Meditation, Achtsamkeit, Spaziergänge oder kreative Hobbys helfen dem Körper, aus dem Alarmmodus zu kommen.
Auch ausreichender Schlaf (7–8 Stunden) ist wichtig, um hormonelle Prozesse zu regulieren. Wer müde ist, hat mehr Hunger, greift öfter zu Zuckerhaltigem und bewegt sich weniger – ein Teufelskreis, den du durch gute Schlafhygiene durchbrechen kannst.
6. Gewicht beobachten, aber nicht unter Druck setzen
Es kann sinnvoll sein, das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren – aber ohne sich davon stressen zu lassen. Eine leichte Gewichtszunahme zu Beginn der Therapie ist oft vorübergehend. Viel wichtiger ist, langfristig gesunde Routinen zu etablieren, die dich stärken und dir Sicherheit geben.
Wenn du starke Veränderungen bemerkst, sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin – eventuell kann die Dosis angepasst oder ein anderes Präparat gewählt werden. Cortison ist oft notwendig – aber das bedeutet nicht, dass du dich damit abfinden musst.
Fazit: Mit Wissen und Alltagstricks zum Wohlfühlgewicht
Cortison ist ein wirksames Medikament, das Leben retten und Beschwerden lindern kann – doch es bringt Nebenwirkungen mit sich, auf die du aktiv reagieren kannst. Statt resigniert zuzusehen, lohnt es sich, den eigenen Lebensstil mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten anzupassen.
Mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung, weniger Salz, stabiler Blutzuckerbalance und bewusstem Stressabbau kannst du viel erreichen – nicht nur für dein Gewicht, sondern auch für dein allgemeines Wohlbefinden. Du bist dem nicht ausgeliefert. Im Gegenteil: Du hast mehr Einfluss, als du vielleicht denkst.